Ein recht unkonventioneller Forschungsversuch geht der Frage nach: Lassen sich Stromgewinnung und Wiederbewaldung auf Freiflächen zeitweise kombinieren?
Ein innovatives Pilotprojekt in Baden-Württemberg untersucht, wie junge Bäume unter Photovoltaikanlagen gedeihen können, wobei die Solarmodule 40 Prozent Schatten spenden und gleichzeitig Strom erzeugen. Das Fraunhofer ISE und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg begleiten das Projekt wissenschaftlich, um die Auswirkungen auf das Wachstum und die Entwicklung der Bäume zu erforschen.
Photovoltaikanlagen als Schattenspender
Auf einer Rekultivierungsfläche einer Quarzsandgrube bei Meßkirch wurde eine innovative Photovoltaikanlage installiert, die jungen Bäumen Schutz bietet. Die aufgeständerte Anlage mit einer Leistung von 135 Kilowatt Peak simuliert die natürliche Beschattung eines Waldes, indem sie 40 Prozent Verschattung für die Setzlinge bereitstellt [1] [2]. Dieses einzigartige Konzept, entwickelt im Rahmen des Projekts „Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg“, kombiniert Energiegewinnung mit Waldschutz und wurde von der Firma Emil Steidle GmbH & Co. KG finanziert und gebaut [2.
- Die PV-Module sind in sechs Metern Höhe montiert
- Angepflanzt wurden Weißtannen und Nordmanntannen
- Der erzeugte Strom wird vorrangig im Quarzsandwerk vor Ort genutzt
- Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist
Synergien: Solarenergie und Aufforstung
Die Kombination von Solarenergie und Aufforstung schafft vielversprechende Synergien. Die Photovoltaikanlage schützt nicht nur die jungen Bäume vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, sondern minimiert auch die Austrocknung der sandigen Böden [1]. Gleichzeitig wird der erzeugte Strom direkt vor Ort im Quarzsandwerk genutzt, etwa für den Betrieb von Förderbändern und Maschinen zum Waschen und Sieben des Sandes [2]. Diese duale Nutzung der Fläche optimiert die Landnutzung und fördert sowohl die nachhaltige Energiegewinnung als auch die Wiederaufforstung.
- Schutz der Setzlinge vor Austrocknung und starker Sonneneinstrahlung
- Lokale Stromnutzung für Quarzsandabbau und -verarbeitung
- Effiziente Flächennutzung durch Kombination von Energiegewinnung und Waldaufbau
- Beitrag zur nachhaltigen Rekultivierung ehemaliger Abbauflächen
Wissenschaftliche Projektbegleitung
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) führt umfangreiche Untersuchungen durch, um die Auswirkungen der Photovoltaikanlage auf die Baumentwicklung zu erforschen. Im Fokus stehen das Anwuchsverhalten, die Wasserversorgung und die Höhenentwicklung der Bäume [1] [2]. Für einen aussagekräftigen Vergleich wurde eine Referenzfläche ohne Überdachung direkt neben der PV-Anlage angelegt. Auf beiden Versuchsflächen wurden junge Weißtannen und Nordmanntannen angepflanzt, um mögliche Unterschiede in der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel zu untersuchen [2.
Rückbaubarkeit der Solaranlage
Die innovative Photovoltaikanlage wurde im Baukastensystem konzipiert, um eine vollständige und rückstandsfreie Demontage zu ermöglichen. Anstelle von herkömmlichen Betonfundamenten kommen Schraubfundamente zum Einsatz, die einfach in den Boden ein- und später wieder herausgeschraubt werden können [1]. Diese Konstruktion erlaubt es, die gesamte Stahlkonstruktion abzubauen und bei Bedarf auf eine neue Fläche zu versetzen, sobald die jungen Bäume kräftig genug sind [2]. Dadurch kann die Anlage flexibel für weitere Aufforstungsprojekte genutzt werden, was die Nachhaltigkeit und Effizienz des Konzepts unterstreicht.